Originalartikel
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Artikel aus der Taschkenter Zeitung „PressTISH“

„SOULFUL OF BLUES – SIEBEN MAGISCHE KRISTALLE FÜR SIEBEN NOTEN“

Programme werden doch zusammengestellt, damit man sie manchmal brechen kann. Laut Programm musst der erste Auftritt der Bonner Bluesgruppe „Soulful of Blues“ im Theater „Ilchom“ als traditionelles Konzert stattfinden: Musiker spielten auf der Bühne, Publikum sitzt manierlich im Saal und applaudiert. Dann, nach der Beendigung einer Tournee durch die Städt Usbekistans, kehren die deutschen Musiker ins „Ilchom“ zurück und treten in der Diskothek „Ilchom Party“ auf. Also, ein exakter Plan - Konzert zum ersten Gang, Disco zum zweiten.

Aber wie gesagt, Pläne sind dazu gut, dass man sie manchmal brechen kann. Am 14. Juni hob „Soulful of Blues“ mit seinem ersten Auftritt das alle Förmlichkeiten vergessene Publikum und verwandelte das Konzert in eine Diskothek, Blues-Rock wurde so ansteckend gespielt, gesungen, gezogen aus der Seele der Musiker und verfallen als Resonanz in die Seele der Zuschauer. „Soul“ übersetzt man beiläufig aus dem Englischen die Seele.

Interessante Gedanken über die Tücke einer Geige hatten Ilf und Petrow. Sie behaupteten: Geige muss man um eine Note höher spielen als eine reale dargestellte Bewertung. Eine gute Geigeninterpretation wird von den Zuhörern als durchschnittlich wahrgenommen. Eine ausgezeichnete als gut. Und endlich, das wirklich großartige Spiel kann auf eine feste Fünf bewertet werden.

Wir sind so frei zu sagen, echter Blues existiere in einem ähnlichen Koordinatensystem. Guter eifriger Blues ist in der Regel langweilig und durchschnittlich. Ausgezeichneter Blues – gut. Und nur die Interpretationsmeisterschaft kann den Musikern ausgezeichnet geben. „Soulful of Blues“ ist wahrscheinlich für diese ungeschriebene Regel bekannt und angesteckt mit dem Streben nach den Überkopfsprüngen, ohne die ein echter Blues nicht gespielt werden kann – bestenfalls zeigt man einen gut verdauten synkopierten Kaugummi, von dem wie von einem geschmacklosen Gericht der Magensaft ausscheidet, aber das Blut, oh weh, nicht aufkocht.

„Soulful of Blues“ kann in die Adern kochendes Wasser einspritzen. Das bestätigte „Ilchomgalerie“. Die begann zu tanzen noch im ersten Konzertteil und im zweiten – sank auch das Parkett in die Atmosphäre einer sorglosen Diskothek.

„Soulful of Blues“ – Sieben Musikanten, eine Mannschaft. Jeder aber – extra individuell. H.-G. Rehse (Vokal, Gitarre) – wie Figaro eine Hansdampf in allen Gassen. Die Stimme seiner Saiten verbreitet sich in den geheimsten Seelenecken. Seine eigene Stimme wie ein Magnet, hält in der Gefangenschaft der Kraftlinien jede Instrumentalpartie der Gruppe und sammelt sie in einem feinen Strauß. Mächtige Akkorde von Reiner Hardt (Bass-Gitarre) sind ein Wechsel der Luftgruben, von denen den Zuschauern wie den geschwächten Passagieren eines Flugzeuges der Atem plötzlich stockte. Passagen von Wolfgang Schumacher – eine äußerlich nicht zudringliche, aber innen unbestreitbare Macht über Tasten. Der Herrscher seines pfiffigen Instrumentes ist auch Frank Nolden (Alt-Saxophon). Bei Dirk Ellerman (Tenor-Saxophon) ist der „Gang“ schwerer – wie bei einem plumpen Bär der aber nicht nur Büsche abbricht, sondern auf den höchsten Baum sehr schnell klettern kann. Und Dave Dörr (Trompete), hebt ohne irgendeine Unterstützung ab. Kurzum hat jeder seinen eigenen Trick, seinen eigenen magischen Kristall für sieben Noten.

Die Taschkenter erobert, treten die Bluesmen aus Bonn vor den Einwohnern Buckaras, Samarkands, Dschisaks auf. Und zum Schluss, am 20. Juni – noch eine Vorstellung in der Diskothek im Taschkenter „Ilchom“. Dann kehren die Musikanten nach Deutschland zurück. Aber in Usbekistan lassen sie eine Menge von neuen Freunden und Fans.

Gastspiele von „Soulful of Blues“ wurden mit Unterstützung der Deutschen Botschaft in Usbekistan, der Konrad-Adenauer-Stiftung, des Joint-Venture ,,Schark Juldusi" und der Fluggesellschaft Lufthansa veranstaltet.